Freunde der Deutsch-Französischen Brigade
Amis de la Brigade Franco-Allemande e.V.

Hoher Besuch in angespannten Zeiten

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht macht Station bei der Deutsch-Französischen Brigade in Müllheim

Hoher Besuch in angespannten Zeiten: Im Rahmen ihrer Sommertour zu Standorten der Bundeswehr in ganz Deutschland hat Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht am Dienstagmorgen auch bei der Deutsch-Französischen Brigade in Müllheim Station gemacht. Im Zentrum standen Gespräche mit der Brigadeführung und mit Soldatinnen und Soldaten der Robert-Schuman-Kaserne.

Nach einem ausführlichen Gespräch mit den beiden Brigadekommandeuren, dem französischen Brigadegeneral Philippe Leroux und seinem deutschen Stellvertreter Philipp Leyde, wandte sich Christine Lambrecht, die im Umland von Müllheim die Nacht in einem Hotel verbracht hatte, dem deutsch-französischen Versorgungsbataillon zu. Dort hatten Bataillonschef Christian Stahl mit den Soldaten des technischen Dienstes eine Ausbildungseinheit beim Bergen von niedergelassenen Fahrzeugen beider Nationalitäten und damit auch unterschiedlichen technischen Voraussetzungen vorbereitet. Ganz pannenfrei verlief die Vorführung nicht, denn beim ersten Gespann sprang das Schleppfahrzeug nicht an – der berühmte Vorführeffekt. Beim zweiten Gespann lief dann aber alles reibungslos nach Plan, und die Ministerin zeigte sich beeindruckt.

Beim Versorgungsbataillon der Deutsch-Französischen Brigade wird mit Material beider Länder gearbeitet, und die nationalen Unterschiede seien es, die oft Improvisation, viel Kommunikation zwischen den deutschen und französischen Soldaten und den Umgang mit unterschiedlichen nationalen Vorschriften notwendig machten, erklärte Stahl. "Das ist eine große Herausforderung, die aber auch Spaß macht", betonte der Oberstleutnant, der der Presse im Nachgang, als die Ministerin schon zum nächsten Programmpunkt unterwegs war, auch noch ein paar Eindrücke dazu erläuterte, wie sich das Verhältnis der Öffentlichkeit zur Bundeswehr in den vergangenen Monaten gewandelt hat: "Seit Februar erlebe ich eine deutlich veränderte Wahrnehmung der Bundeswehr. Wenn ich ich früher in Uniform unterwegs war, habe ich immer wieder auch Anfeindungen und Beleidigungen erlebt." Jetzt aber, so Stahl, erfahre er viel Wertschätzung und auch echtes Interesse an der Arbeit der Bundeswehr.

Für Müllheim gelte dies allerdings ohnehin schon länger in besonderem Maße, meinte Stahl und berichtete von der Beteiligung der Brigade beim jüngsten Stadtfest, bei dem ihm der große Rückhalt in der Bürgerschaft einmal mehr bewusst geworden sei. Es gibt allerdings auch Menschen in Müllheim und Umgebung, denen die Deutsch-Französische Brigade ein Dorn im Auge ist: Der Friedensrat Markgräflerland hat den Besuch von Lambrecht zum Anlass genommen, um in einer Stellungnahme und einem offenen Brief fundamentale Kritik an der gegenwärtigen Verteidigungspolitik – insbesondere der Lieferung von Waffen an die Ukraine –, aber auch einmal mehr an der Brigade loszuwerden.

Diese sei nicht, so heißt es in dem Schreiben, ein Symbol der Völkerverständigung und des Friedens, sondern des Krieges. Der Friedensrat habe bereits eine zivile Lösung des Konflikts um die Ukraine gefordert, bevor die Regierenden die Brisanz dieser Auseinandersetzung hätten zur Kenntnis nehmen wollen. "Uns war die Politik Putins schon anrüchig, als er von Politikern auch der Nato-Staaten noch als kollegialer Staatsmann betrachtet wurde", meint der Friedensrat in seinem Schreiben.

Lambrecht wiederum zeigte sich bei ihrem Besuch beeindruckt von den multinationalen Einsätzen, etwa in Litauen an der Nato-Ostgrenze: "Hier werden unglaublich viele Stärken in der Zusammenarbeit gelebt." Dass es nach wie vor auch Defizite gibt, räumte sie indirekt ein, als sie ankündigte, die Chancen in der Kooperation im Gespräch mit ihrem französischen Kollegen noch optimieren zu wollen. "Da wollen wir uns künftig noch besser abstimmen", kündigte sie an. Das betreffe auch die Zertifizierung von Gerätschaften und Waffen. Am Mittag reiste die Verteidigungsministerin per Hubschrauber weiter nach Stetten am kalten Markt, wo sie Kampfeinheiten der Deutsch-Französischen Brigade traf.


Autor/Auteur: Volker Münch & Alexander Huber, BZ